Das Europäische Parlament hat vergangene Woche einen Kompromissvorschlag zur europäischen Verpackungsverordnung angenommen, der darauf abzielt, die Nachhaltigkeit von Verpackungen zu verbessern und Verpackungsabfälle in der EU zu reduzieren. Was das für Unternehmen bedeutet und welche strategischen Schritte sie in Betracht ziehen sollten, erläutert Dr. Daniel Bornemann, Senior Partner und Experte für die Verpackungsindustrie bei der globalen Strategieberatung Simon-Kucher.
Die Verabschiedung der „Packaging and Packaging Waste Regulation" (PPWR) durch das Europäische Parlament am 24. April stellt einen wichtigen Schritt zur Schaffung EU-weiter Standards zur Reduzierung von Verpackungsabfällen dar. Die Auswirkungen werden vor allem für Verpackungsunternehmen kurz- bis mittelfristig spürbar sein.
Die PPWR umfasst einen bunten Strauß von Zielen
Auf 325 Seiten präsentiert die PPWR eine Vielzahl neuer Regelungen. Generell zielt die Verordnung darauf ab, den stetig wachsenden Verpackungsabfall in der EU zu reduzieren, die Regeln des Binnenmarktes zu harmonisieren und die Kreislaufwirtschaft zu stärken.
Die vorgesehenen Maßnahmen reichen von der Erhöhung der Recyclingquoten über die Beschränkung von Chemikalien in Verpackungsmaterialien bis hin zu weiteren Verboten von Einwegplastik in definierten Produktkategorien. Die EU-Mitgliedsstaaten sind zudem dazu aufgefordert, Wiederverwendungs- und Nachfüllmöglichkeiten für Verbraucher zu fördern und sicherzustellen, dass bis zum Jahr 2029 90 Prozent der Einweggetränkebehälter aus Kunststoff und Metall gesammelt werden.
Implikationen für Unternehmen
Die Implikationen sind vielfältig, aber insgesamt lässt sich sagen: Einen wirklichen Big Bang wird es nicht geben. Vielmehr ist davon auszugehen, dass für viele Unternehmen eine kontinuierliche Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit angestoßen beziehungsweise beschleunigt wird. Für Unternehmen ergibt sich daraus die Notwendigkeit, sich intensiv mit den Auswirkungen auf die jeweilige Branche auseinanderzusetzen.
Welche Segmente werden gewinnen, welche eher verlieren?
Voraussetzung dafür ist eine klare Definition der aktuellen und möglichen neuen Zielsegmente (Where to play?) und deren Verknüpfung mit einer klaren Strategie (How to win?). Neben einer zielgerichteten Markt- und Kundensegmentierung erfordert dies unter Umständen auch eine Anpassung der eigenen Wertpositionierung und mitunter des gesamten Operating Models. Auch kurzfristig empfiehlt sich für Unternehmen, schnell zu handeln – die Kommerzialisierung von Nachhaltigkeitsaspekten wird mit zunehmender Standardisierung schwieriger werden.
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