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(01.07.2020 / sbr)

Briefumschlag feiert im Juli seinen 200. Geburtstag

Zwar werden schon seit mehr als 500 Jahren Briefe geschrieben, doch wurden diese zumeist noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts  in einzeln handgefertigten Kuverts verschickt.

Der Briefumschlag in seiner heutigen Form geht allen Quellen zufolge auf den englischen Papierhändler K.S. Brewer aus Brighton zurück. Im Juli 1820 begann er, die ersten Briefumschläge kommerziell herzustellen und zu verkaufen. Zu Beginn wurde jeder Briefumschlag unter Zuhilfenahme von Blechschablonen ausgeschnitten und anschließend verklebt.

Schnell erfreuen sich seine Briefumschläge großer Beliebtheit. Erstmals hatten Kuverts ein einheitliches Format und waren absolut unkompliziert in der Anwendung. Schon nach kurzer Zeit konnte er 12 Arbeiter beschäftigen. Für die Gummierung wurde damals weißes „Gummi Arabicum“ verwendet, das mit Pinsel von Hand aufgetragen wurde.

In Deutschland wurde die erste „Kuvert-Fabrik“ 1850 in Nürnberg gegründet. Die industrielle Fertigung begann dann 10 Jahre später mit dem Kauf einer französischen Kuvert-Maschine durch Eugen Leppenau.

Im Jahr 1920, also vor genau einhundert Jahren, gab es in Deutschland schon 67 Betriebe zur Herstellung von Briefumschlägen. Knapp 5.500 Beschäftigte waren in der nun aufblühenden Industrie beschäftigt. Technologisch entwickelte sich Deutschland im Verlauf des 20. Jahrhunderts zunehmend zum Kernland der weltweiten Briefumschlagindustrie. So ist die in Neuwied ansässige Firma Winkler & Dünnebier bis heute Weltmarktführer für hochintelligente vollautomatische Briefumschlagmaschinen.

Ihre Blütezeit erlebte die Briefumschlagindustrie um die Jahrtausendwende. Damals wurden in Deutschland mehr als 22 Mrd. Briefumschläge hergestellt, von denen ein beträchtlicher Teil exportiert wurde. In Europa wurden zu dieser Zeit mehr als 100 Mrd. Kuverts verbraucht. Nahezu jeder Geschäftsvorfall löste damals noch eine Papierrechnung aus, die mit der Post verschickt wurde.

Mit der zunehmenden Verbreitung der elektronischen Post und dem Versand digitaler Rechnungen begann die Anzahl der benötigten Briefumschläge allmählich zu sinken. Aber auch heute noch werden in Deutschland  jährlich mehr als 12 Mrd. Briefumschläge und Versandtaschen verschickt. In Europa sind es rund 60 Mrd. Der Dialogmarketing-Bereich hat dabei inzwischen die Industrie als größten Briefumschlagverbraucher abgelöst.

Der 200. Geburtstag ist aber für die Briefumschlagindustrie keineswegs Anlass, in Nostalgie zu verharren. Der E-Commerce bietet der Branche neue Chancen. Immer mehr Waren werden so verschickt, dass sie sicher in den Briefkasten des Empfängers zugestellt werden können. Als Beispiel sei hier die neue WarenPost für Sendungen bis zu 1.000 g genannt, mit der die Deutsche Post diesem sich verstärkenden Trend Rechnung trägt.

Die Briefumschlagbranche bietet heute dem Onlinehandel ein ganzes Programm an Verpackungen an, die für den klassischen „Brief-Stream“  der Post geeignet sind.

Wenn auch der Geburtstag des Briefumschlags gerade in diese Tage fällt, hat der Verband der deutschen Briefumschlagindustrie (VDBF e.V.)  die ursprünglich für Juli geplante Feier zum 200. Geburtstag wegen Covid-19 auf den Herbst verschoben.